Es ist Zeit für ein klares Bekenntnis

Nürnberg – Angesichts von Traditionsabbrüchen und zunehmender Säkularisierung kommt es heute entscheidend auf das klare Bekenntnis zu Jesus Christus durch jeden einzelnen Christen wie die Kirche insgesamt an. Darauf hat der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern (ABC), Dekan Till Roth, beim Christustag Bayern hingewiesen, der im Rahmen des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg stattfand. Roth beklagte ein verschämtes Verschweigen des Bekenntnisses. So würden beim „Wort zum Sonntag“ meist nur allgemeine Lebensweisheiten verkündigt, statt klar von Jesus zu reden. Im kirchlichen wie im persönlichen Leben gebe es zudem die Versuchung einer sprachlichen Anpassung. Das führe häufig zu inhaltlicher Oberflächlichkeit, insbesondere dann, wenn die Kirche auf Themen aufspringe, die gerade wichtig erschienen: „Es wird schief, wenn wir als Christen nur von Klimaveränderungen sprechen und nicht von Jesus Christus.“

Beckstein: Nicht als letzte Generation verzweifeln, sondern auf Gott vertrauen

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident und langjährige Landessynodale Günther Beckstein rief im Rahmen des Christustags zu mehr Mut zu Mission auf. Es sei an der Zeit, das negative Image von Mission abzulegen. Zugleich warnte Beckstein vor Resignation: „Wir müssen nicht als letzte Generation verzweifeln, sondern dürfen auf Gott vertrauen in allen Problemen.“ Deswegen sei der Christustag für ihn die Mitte des Kirchentags.

Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner (München) griff die Diskussion um zurückgehende Kirchenmitgliederzahlen auf. „Wir haben als Kirche nicht die Zusage, dass wir immer aus dem Vollen schöpfen können“, so Hübner. Die Bibel zeige jedoch, wie Gott durch wenig, ja sogar durch Mangel Großes schaffe. Das Vertrauen auf Gott sollte daher das Denken und Handeln der Kirche prägen und nicht das Klagen. 

Nach Ansicht von Pfarrer Alexander Garth (Berlin) ist die Rede von der Kirchenkrise provinziell und eurozentrisch. Weltweit gesehen müsse man eher von einem Boom des Christentums sprechen. Mit dem Niedergang der traditionellen Volkskirche in Deutschland gehe auch keineswegs die Kirche Jesu unter. Vielmehr komme es darauf an, aus den veränderten Rahmenbedingungen Konsequenzen zu ziehen, so die Wiederentdeckung von Bekehrung bzw. Konversion als Hauptaufgabe der Kirche. 

Die Theologin Mihamm Kim-Rauchholz (Bad Liebenzell / Chicago) ermutigte die Teilnehmer, sich immer wieder neu auf das Wort Jesu einzulassen. Auch Christen seien nicht davor gefeit, sich ein eigenes Gottesbild zu basteln. Wer jedoch bereit sei, sich von Jesus korrigieren zu lassen, könne Gottes Herrlichkeit in seinem persönlichen Leben erfahren. Prof. Kim-Rauchholz legte in ihrer Bibelarbeit den vom Kirchentag vorgeschlagenen Text zur Hochzeit zu Kana aus dem Johannes-Evangelium aus. Es sei ein Text, der vielen Theologen Probleme bereite, da er scheinbar nicht zum erhabenen Johannes-Prolog passe. Doch das Wein-Wunder zeige, welche überfließende Freude mit der Begegnung mit Jesus verbunden sei. Deshalb sei es dem Evangelisten so wichtig gewesen, darauf hinzuweisen.

ABC: Verbundenheit mit Lebensschutz und Messianischen Juden

Die Vorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Cornelia Kaminski (Fulda), warb dafür, dem Lebensschutz in den Kirchen wieder mehr Platz einzuräumen. Die Kirchen dürften den Menschen nicht die Wahrheit vorenthalten, dass im Mutterleib Leben wachse. ALfA und anderen Lebensschutz-Organisationen war vom Kirchentag die Mitwirkung am Markt der Möglichkeiten verweigert worden, offenbar, weil kleine Embryo-Nachbildungen als provozierend bewertet wurden. Aus diesem Grund hatte der ABC das Programm um das Grußwort erweitert.

Am Christustag Bayern war auch ein Messianischer Jude beteiligt, die ebenfalls vom Kirchentag ausgeschlossen sind. Igor Swiderski (München) sprach den Schlusssegen. ABC-Sprecher Hans-Joachim Vieweger betonte, ohne die Messianische Juden – also Juden, die Jesus als Messias anerkennen – sei die Gemeinschaft der Jesus-Gläubigen nicht vollständig. Ein Gebetskonzert mit dem Liedermacher Andi Weiss und ein Workshop zum Thema „Kreativ missionarisch Kirche sein“ komplettierten das Programm des Christustags Bayern. An den Veranstaltungen im Kleinen Saal der Meistersingerhalle nahmen bis zu 500 Besucher teil, einige Besucher mussten wegen Überfüllung leider sogar abgewiesen werden.

Der Christustag Bayern wird vom Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC) in Zusammenarbeit mit weiteren Gemeinschaften organisiert und findet seit 2012 statt. Er orientiert sich an den Christustagen, die in Württemberg bereits eine jahrzehntelange Tradition haben. An Fronleichnam fand auch an 18 Orten in Württemberg und Baden ein Christustag mit insgesamt rund 4.900 Besuchern statt.